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Otloh von St. Emmeram: Autor und Kopist

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Die neu zu edierenden Werke

Im Folgenden wird eine (soweit möglich) chronologische Übersicht über die neu zu edierenden Werke geboten.

Libellus de doctrina spirituali

Der Libellus de doctrina spirituali ist Otlohs erste größere Schrift (hauptsächlich in leoninischen Hexametern). Er hat sie zwischen 1032 und 1049 im Kloster St. Emmeram in Regensburg verfasst. Im Liber de temptatione cuiusdam monachi erwähnt Otloh selbst seinen Libellus de doctrina spirituali und berichtet sowohl von einer schweren Krankheit, die ihn befallen und dazu veranlasst hatte, den Libellus zu schreiben, als auch vom Inhalt des Werkes. Neben einem autobiographischen Teil, in dem er über seine Bekehrung spricht, gibt es einen allgemeineren Teil zu Themen der Glaubens- und Sittenlehre.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14756, ff. 112v–154r. Einige Verse sind auch in München, BSB, Clm 14490 (im Rahmen des Sermo metricus ad clericos specialiter dictus, siehe hier unten) und München, BSB, Clm 14673 (im Rahmen des Liber visionum) enthalten.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 263–293 = Pez, Sp. 429–475.

Libellus manualis de ammonitione clericorum et laicorum

Der Libellus manualis de ammonitione clericorum et laicorum wurde von Otloh während seines Aufenthalts im Kloster Fulda zwischen 1062 und 1066 niedergeschrieben, wie er selbst im Liber de temptatione cuiusdam monachi mitteilt. Das Werk richtet sich an Kleriker und Laien mit dem Ziel, ihren Glauben zu stärken und ihr Verhalten zu verbessern. Viele Beispiele sind der Heiligen Schrift entnommen.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 1v–16v; Codex Amerbacensis.

Ausgaben: He(e)rwagen 2, Sp. 302–311 (aus dem Codex Amerbacensis?) unter dem Titel De substantiis libellus = Migne, PL 90, Sp. 1113–1126 unter den Dubia et spuria von Bedas Werken. – Migne, PL 146, Sp. 243–262 = Pez, Sp. 401–428.

Sermo ad avaros vel superbos

Der Sermo ad avaros vel superbos ist eine in Hexametern verfasste Schrift, die Otloh vermutlich während seiner Zeit im Kloster Fulda mit der Absicht niederschrieb, Kleriker vor Habsucht, Ehrgeiz und Stolz zu warnen.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14756, ff. 154r–156r. Als erster Teil des Sermo metricus ad clericos specialiter dictus (siehe hier unten) sind Versgruppen auch in München, BSB, Clm 14490 enthalten.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 293–295 = Pez, Sp. 475–477.

Sermo metricus ad clericos specialiter dictus

Den Sermo metricus ad clericos specialiter dictus, ein Mahngedicht in Hexametern, schrieb Otloh vermutlich im Kloster Fulda.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 16v–18v und Zürich, Zentralbibliothek, C 57, ff. 210v–211r. Versgruppen sind auch in München, BSB, Clm 14756 enthalten, und zwar in Zusammenhang mit dem dem Libellus de doctrina spirituali und dem Sermo ad avaros vel superbos (siehe hier oben).

Ausgabe: Migne, PL 122, S. XV–XVII.

Sermo quomodo legendum sit in rebus visibilibus

Den Sermo quomodo legendum sit in rebus visibilibus hat Otloh selbst in den Jahren 1066/1067 im Kloster Amorbach auf Bitten des dortigen Abtes verfasst, und auch zu dieser Predigt hat er sich im Liber de temptatione cuiusdam monachi geäußert. Anders, als der Titel es nahelegt, enthält die Schrift in ihrem erhaltenen Teil weniger eine geistliche Interpretation der sichtbaren Dinge, als vielmehr einen Appell vor allem an Bischöfe, sich nicht an Klosterbesitz zu vergreifen.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 164r–167v, fragmentarisch. Weitere Textfragmente enthält das Bindematerial in München, BSB, Clm 14941, welches ursprünglich aus Clm 14490 stammt, besonders Recto‑ und Versoseite des Nachsatzblattes. Ein zusätzliches Textfragment der Predigt ist in München, BSB, Clm 29469(1 überliefert. Schließlich gehörte der Sermo quomodo legendum sit in rebus visibilibus ebenso wie der Libellus manualis de ammonitione clericorum et laicorum (siehe hier oben) zu dem verschollenen Codex Amerbacensis.

Ausgabe: He(e)rwagen 8, Sp. 1063–1088 (aus dem Codex Amerbacensis?) unter dem Titel Sermo de eo quod legitur in Psalmis: »Dominus de coelo prospexit super filios hominum, ut videat, si est intelligens aut requirens Deum« = Migne, PL 93, Sp. 1103–1128 unter den Dubia et spuria von Bedas Werken.

Epistola ad quendam amicum nostrum facta

Die Epistola ad quendam amicum nostrum facta verfasste Otloh vermutlich zwischen 1068 und 1070 im Kloster St. Emmeram und kehrte damit zu einem Thema des Dialogus de tribus quaestionibus zurück, nämlich der Beziehung zwischen Gott und dem Bösen.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 49r–51r.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 137–140 mit dem Titel Epistola de permissionis bonorum et malorum causis = Pez, Sp. 251–256.

Liber de cursu spirituali

Der Liber de cursu spirituali ist eines der letzten Werke Otlohs, das auf die Jahre zwischen 1068 und 1070 datiert wird und im Kloster St. Emmeram geschrieben wurde. Im Liber de temptatione cuiusdam monachi spricht Otloh selbst von seiner Schrift. Mit dem Liber de cursu spirituali will er die Menschen geistlich erbauen, indem er Ausschnitte aus der Heiligen Schrift (besonders aus den Psalmen und Evangelien) untersucht und erläutert. Das Werk schließt mit einem autobiographischen excursus über Versuchungen durch den Teufel (Kap. 21–25).

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 55v–155v und München, BSB, Clm 18611, ff. 1r–121v. Der autobiographische Exkurs ist zudem mit kleinen Änderungen im Rahmen des Liber de temptatione cuiusdam monachi in München, BSB, Clm 14756, ff. 62v–94r überliefert.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 139–242 = Pez, Sp. 257–398.

Sermo de cursu spirituali

Sehr wahrscheinlich zwischen 1068 und 1070 schrieb Otloh ebenfalls im Kloster St. Emmeram den Sermo de cursu spirituali. Es handelt sich um eine Predigt, die aus den Kap. 1–3 und 26 des Liber de cursu spirituali (siehe hier oben) besteht, die »durch einige überleitende Sätze miteinander verbunden sind« (Vollmann, op. cit., Sp. 1125).

Überlieferung: Zürich, Zentralbibliothek, C 57, ff. 202r–210r. Als Anfangs- und Schlußteil des Liber de cursu spirituali ist der Text auch in München, BSB, Clm 14490 und München, BSB, Clm 18611 enthalten.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 141–148 und 236–242 (d. h. Kap. 1–3 und 26 des Liber de cursu spirituali) = Pez, Sp. 261–269 und 390–398. – Für die Verbindungssätze vgl. Bischoff, B., Über unbekannte Handschriften und Werke Otlohs von St. Emmeram (Regensburg), in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 54 (1936), S. 18–19.

Sermo in natali Apostolorum

Für den Sermo in natali Apostolorum, eine Predigt in Prosa, in die Otloh auch Verse einfügte, ist kein Datum bekannt. Der Mönch berichtet in ihr über Ereignisse aus dem Leben der Apostel und Evangelisten.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 19v–22v.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 337–340 = Pez, Sp. 537–544.

Explanatio qualitatis hominum iuxta numeri mysterium

Auch für eine kurze theologische Schrift über Zahlenmystik, nämlich die Explanatio qualitatis hominum iuxta numeri mysterium, wird kein genaues Datum angegeben.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14756, ff. 109v–111r.

Ausgabe: Dümmler, S. 1100–1102. Zum Text selbst merkte Dümmler an (S. 1100): »Der Inhalt berührt sich mit dem Dialog. de tribus quaestionib. c. 38«.

Epilogus

Die kurze Schrift mit dem Titel Epilogus leitet ihren Namen aus der Tatsache ab, dass Bernhard Pez sie als Schluss des Dialogus de tribus quaestionibus abgedruckt hat. Sie ist jedoch ein eigenständiger Text, mit dem Otloh dazu aufrief, »seine Schriften ohne Vorurteile und Schmähsucht zu lesen« (Vollmann, op. cit., Sp. 1134).

Überlieferung: Zürich, Zentralbibliothek, C 57, f. 213v, Heiligenkreuz, Zisterzienserstift, Cod. 148, f. 102rb, Chicago, Newberry Library, Case MS 6 (olim Lambach, Stiftsbibliothek, Cml LXXVII), f. 116r und Krakau, Biblioteka Jagiellońska, olim Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms lat. qu. 922 (olim Lambach, Stiftsbibliothek, Cml XCVII), f. 142r.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 134 = Pez, Sp. 247.

Narratio de miraculo quod nuper accidit cuidam laico

Die Narratio de miraculo quod nuper accidit cuidam laico in Prosa wird von Vollmann, op. cit., Sp. 1119–1135 nicht erwähnt und ist in Helmer, F. – Knödler, J. (unter Mitarbeit von Glauche, G.), Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die Handschriften aus St. Emmeram in Regensburg, Bd. 4: Clm 14401–14540. Wiesbaden 2015, S. 302 nicht datiert.

Überlieferung: München, BSB, Clm 14490, ff. 156r–157r.

Ausgabe: Migne, PL 146, Sp. 241–244 = Pez, Sp. 398–400.